Cay Oest

Monat: April 2025

Turnierskat

Beim Turnierskat gilt das Seeger-Fabian-System, bei dem der Alleinspieler für jedes gewonnene Spiel 50 Zusatzpunkte erhält und für jedes verlorene Spiel 50 Zusatzpunkte abgezogen bekommt. Die Gegenspieler bekommen für jedes verlorene Spiel des Alleinspielers 40 Punkte.

Das führt im Turnierskat – laut Skatordnung – dazu, dass nicht nur ein paar „dicke Dinger“ über Turniersiege entscheiden, sondern auch die kleineren Partien.

Gleichzeitig belohnt es gutes Gegenspiel, wenn man gegen viele andere Teilnehmer an anderen Tischen konkurriert.

Im Gegensatz zum Centskat sind diese 40 Punkte für die Gegenpartei bei verlorenem Spiel nicht 1 zu 1 übertragbar. Vielmehr geht es bei mehr als einem Tisch um die Maximierung der Gesamtpunktzahl.

Der Erwartungswert eines Spieles mit Wert \( X \) nach Reizung ist

\[
\mathbb{E} = p (X + 50) – (1-p)(2X + 50).
\]

Für die Mindestgewinnwahrscheinlichkeit ergibt sich somit:

\[
p \geq \frac{2X + 50}{3X + 100}.
\]

Für ein paar ausgewählte übliche Spielwerte \( X \) haben wir also:

\( X \)\( p \)
1855,84%
2456,98%
4859,84%
7261,39%
9662,37%

Man sieht also, dass es proportional attraktiver wird, auch kleine Spiele zu spielen, anstatt nur auf seine Grands mit Vieren zu warten.

Allerdings fehlt hier noch ein entscheidender Aspekt: Wie kommen die 40 Punkte in die Rechnung, wenn ich passe und als Gegenspieler das Spiel umbiege?

Wenn also \( q \) die Wahrscheinlichkeit ist, dass man das gegnerische Spiel widerlegt, muss gelten:

\[
\mathbb{E} = p (X + 50) – (1-p)(2X + 50) \geq q \cdot 40
\]

In der Praxis liegt \( q \) gewöhnlich irgendwo zwischen 15 und 20%. Für die Mindestwahrscheinlichkeit \( p \) ergibt sich dann:

\[
p \geq \frac{2X + 50 + 40q}{3X + 100}
\]

Somit für verschiedene Werte von \( q \) und \( X \):

\( X \)\( q \) = 0%\( q \) = 15%\( q \) = 20%
1855,84%59,74%61,04%
2456,98%60,47%61,63%
4859,84%62,30%63,11%
7261,39%63,29%63,92%
9662,37%63,92%65,04%

Wie man sieht, machen die 40 Punkte für die Gegenpartei das Alleinspiel wiederum sehr viel unattraktiver.

Abreizgeld

Abreizgeld oder Verlustspielgeld wird in einem Turnier für jedes verlorene Spiel an den Turnierleiter bezahlt. Es ist also eine Rake für verlorene Spiele. Denn es kommt nicht in den Gewinntopf für die Spieler.

Es steigt gewöhnlich stufenweise an: Beispielsweise zahlt man für die ersten drei verlorenen Spiele 1 €, für die 4. bis 6. verlorenen Spiele 2€, etc.

Dieses muss im Prinzip auch in die Rechnung miteinbezogen werden.

Aber an anderer Stelle.

Skat II: Spielertypen

Bei manchen Onlineskatspielanbietern werden gewisse Kennzahlen seiner jeweiligen Gegner angezeigt, etwa durchschnittliche Punktzahl, aber manchmal eben auch so interessante wie:

  • Anzahl der Spiele
  • Relativer Anteil der gespielten Spiele \( r \)
  • Relativer Anteil der gewonnen Spiele \( w \)

So kann man die Spieler leicht kategorisieren, denn interessanter Weise weichen die Werte zum Teil erheblich von den erwarteten Werten wie \( r = 1/3 \) und \( w = 5/6 \) ab.

Tighte Spieler

So gibt es Spieler, die beispielsweise Kennzahlen haben wie: \( r = 0.1 \) und \( w = 0.9 \), also sehr selten mit sehr starken Blättern spielen.

Was ist die beste Gegenstrategie gegen diese Spieler, so sie denn einmal anfangen zu reizen? Kurioserweise mag die Intuition einem einflüstern, ebenfalls konservativer und vorsichtiger zu werden.

Die Mathematik spricht hingegen eine andere Sprache.

Dadurch, dass sie – wenn sie spielen – so oft gewinnen, ist ihr Erwartungswert entsprechend hoch:

\[ \mathbb{E} = 0.9 \cdot X – 2 \cdot 0.1 \cdot X = 0.7 \cdot X \]

wenn \( X \) der Reizwert, also der minimale Spielwert ist.

Wenn jener Spieler also ans Spiel kommt, verlieren wir also in Erwartung den gleichen Wert. Für unsere eigene Mindestgewinnwahrscheinlichkeit \( p \) gilt also:

\[
p X – 2(1-p)X \geq -0.7 \cdot X \\
\Rightarrow p \geq 1.3/3 = 43\%
\]

Es genügt also nur eine Gewinnwahrscheinlichkeit von 43%, damit es sich lohnt, dem konservativen Spieler das Spiel abzujagen!

Loose Spieler

Analog kontraintuitiv verhält es sich bei „loosen“, also risikofreudigen Spielern. Beispielsweise gibt es Fälle, wo tatsächlich etwas wie \( r = 0.5 \) mit \( w = 0.6 \) gesichtet wurde.

Diese gewinnen in Erwartung:

\[ \mathbb{E} = 0.6 \cdot X – 2 \cdot 0.4 \cdot X = -0.2 \cdot X \]

Jedes Mal, wenn diese Spieler spielen, gewinnt man also mindestens \( 0.2 \cdot X \).

Daher:

\[
p X – 2(1-p)X \geq 0.2 \cdot X \\
\Rightarrow p \geq 2.2/3 = 73\%
\]

Allgemein

Was also im Poker eine – simplifizierte – Binsenweisheit ist:

Spiele tight gegen loose Gegner und loose gegen tighte Gegner.

gilt auch im Skat.

Allgemein gilt also:

\[
pX – 2(1-p)X \geq wX – 2(1-w)X \\
\Rightarrow p \geq 4/3 – w.
\]

Anhand dieser Formel sieht man im übrigen auch, dass für die Extremalfälle \( w = 0 \), \(w = 1/3 \) und \( w = 1 \) gilt:

Wenn der Gegner nie gewinnt und immer verliert, brauchen wir selbst quasi nie zu spielen – außer die sogenannten unverlierbaren Spiele.

Selbst wenn der Gegner nur im Durchschnitt 1/3 der Spiele gewinnt, sollten wir nur die Unverlierbaren spielen.

Wenn der Gegner immer gewinnt, brauchen wir nur eine Mindestgewinnwahrscheinlichkeit von 1/3, um ihm das Spiel profitabel „wegzureizen“.

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